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DRK Zeitung März 14

DRK AUS DEM LANDESVERBAND SACHSEN07 drk landesverband sachsen Erik Wießner lobt: „Der Kontakt zu den Betreuern ist freundlich, der Lohn kommt pünktlich und man behandelt mich gut. Was will man mehr?“. Nun ja, Bildung! Auch auf Bildung braucht man während des BFD nicht zu verzichten. Bundesfreiwillige unter 27 Jahren können je nach Dienstlänge an bis zu 25 Bildungstagen teilnehmen. Auch für ältere Freiwillige gibt es Angebote. Die Themen der Bildungsveranstaltungen sind vielfältig. Erik Wießner möchte demnächst eine Seminarwoche zur politischen Bildung besuchen. „Darauf bin ich sehr gespannt. Ich denke, ich lerne viel dazu. In der Schule war es doch recht theoretisch.“ Sinnsuche und Neuanfang Sabine S.* ist über die Mitte des Arbeits- lebens bereits ein Stück hinaus. 35 Jahre war sie in einem Unternehmen als Köchin angestellt, dann kam die Sinnkrise. Mit 53 Jahren suchte sie eine neue erfüllende Tä- tigkeit. Es sollte eine Beschäftigung sein, bei der sie Menschen helfen und die sie Vollzeit ausüben kann. „Dieser Bundesfrei- willigendienst hier in der Meißner Werkstatt ist Balsam für meine Seele“ sagt Sabine S. und sieht dabei glücklich aus. Seit ihrem Start im Juli 2013 fühlt sich Sa- bine S. als vollwertiges Mitglied im großen Team der Meißner Werkstätten. Den Um- gang mit den Werkstattgängern empfindet Sabine S. als sehr intensiv und persönlich. Sie mag das Unverstellte, das Direkte an ihnen – und natürlich die Herzlichkeit. Zu ihrem Geburtstag erhielt sie von einer be- hinderten Mitarbeiterin die Aufforderung, sie solle „für immer bleiben“. Die Familie von Sabine S. steht hinter ihrer Entscheidung für den BFD und ist froh sie endlich wieder glücklich zu sehen. Auch die Reaktionen aus dem Umfeld empfindet sie als durchweg positiv. „Ich erhalte viel Zuspruch“, sagt sie. Wie alle Freiwilligen des BFD erhält sie ein Taschengeld von 400 Euro. Sabine S. kann sich finanziell auf die Unterstützung Ihrer Familie verlassen. „Sonst würde das Geld nicht reichen“, sagt sie. Für ein Jahr leistet sie den Freiwilli- gendienst in den Meißner Werkstätten und spendet damit ihre persönliche Zeit und ihr Engagement für die Gemeinschaft. Die Arbeit mit Behinderten möchte sie danach gern weiterführen. Sie überlegt, eine Wei- terbildung zur Heilerziehungspflegerin zu beginnen. Das DRK Bildungswerk in Dres- den wäre nah und ein Praktikumsplatz in der Meißner Werkstatt wäre ihr wohl sicher. DER SENIOR – DIE CHANCE Während Sabine S. eher aus einem emo- tionalen Bedürfnis zum BFD fand, war es für Rainer Schiller eine Entscheidung, die ihm die Vernunft aufdrängte. Er ist fast 58 und war als gelernter Zerspaner und späterer Kraftfahrer lange arbeitslos. Die Meißner Werkstätten hatte er bereits drei Jahre zuvor während eines 1-Euro-Jobs kennengelernt. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer, als das DRK erneut auf ihn zukam und ihm eine Stelle im Bundesfrei- willigendienst anbot. Hauptsache Arbeit! Wieder eine Chance bekommen und da- bei unter Leuten sein! „Zuhause fiel mir die Decke auf den Kopf“, sagt Rainer Schiller unaufgeregt. Herr Schiller ist kein Mann der großen Worte. Er ist jemand der anpackt: „Ich mach alles, wofür ich gerade gebraucht werde.“ Seine Aufgaben sind vielfältig und durchaus anspruchsvoll. Er arbeitete zum Beispiel als Betreuer in den Gruppen oder war im Außendienst mit Werkstattgängern für die Kleiderspende im Einsatz. Den Einstieg in ein für ihn bis dahin voll- kommen unbekanntes Arbeitsfeld, hat Rainer Schiller mit dem ihm eigenen Prag- matismus gemeistert. „Solange man ge- genüber den Behinderten freundlich ist, sind die es auch“, sagt er. Rainer Schil- ler erfährt während seines Freiwilligen- dienstes wieder das Gefühl gebraucht zu werden – lange hatte er das vermisst. Er erhält Anerkennung für seine Arbeit und mehr noch, Schiller kann seine Arbeits- und Lebenserfahrungen an die Werkstatt- gänger weitergeben. Der tägliche unverkrampfte Umgang mit den Werkstattgängern hat seine Einstel- lung gegenüber Behinderten grundlegend geändert. Hat er früher eher verschämt weggesehen, kennt er nun ihre Sorgen und Nöte im Alltag besser. „Ich helfe schon mal einem Rollstuhlfahrer über die Straße oder hebe beim Einkaufen etwas aus dem Regal. Daran hätte ich früher gar nicht gedacht.“. Von seinem Umfeld wird sein Schritt in den BFD durchweg positiv gesehen, auch wenn er noch oft erst er- klären muss, was der BFD ist. Rainer Schiller hat den Bundesfreiwilligen- dienst als Chance begriffen, als. Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. Finanziell verbes- sert er sich und erhält zusätzlich zu seinem Harz IV-Satz noch rund 200 Euro ohne Ab- züge. Doch wichtiger ist ihm die Perspek- tive für die Zeit danach. Er wünscht sich eine Festanstellung in der Werkstatt. Auch hier ist er wieder ganz pragmatisch und nüchtern: „Ich kann mir alles vorstellen – Kraftfahrer, Gruppenleiter oder eben das, was gerade gebraucht wird.“. Bundesfreiwilligendienst ein Glücksfall für Suchende Nach fast drei Jahren ist der Bundesfrei- willigendienst in Deutschland etabliert. Er wird von allen Generationen angenom- men, auch wenn der Altersdurchschnitt der Freiwilligen in den neuen Bundeslän- dern weit über dem im Westen Deutsch- lands liegt. Die Nachfrage ist oft größer als das Angebot, auch beim DRK Sachsen. Je nach Generation sprechen ganz unter- schiedliche Anreize für den BFD. Für junge Menschen stehen vor allem Orientierung und das Sammeln von Praxiserfahrung im Vordergrund. Erik Wießner meint, dass ge- rade angehenden Studierenden ein Blick „in den Arbeitsrhythmus abseits von Schu- le und Studium“ gut tut. Der Vorteil liegt für ihn auf der Hand: „entlohnte, sinnvolle Tätigkeit, bei der man über den Tellerrand hinausschaut und eine Menge Erfah- rungen sammeln kann, auch über sich selbst.“ Für die älteren unter den Freiwilligen- dienstlern, sind es oft innere oder äußere Notwendigkeiten, die sie zum BFD führen. Für die einen ist es ein Ausweg, für die anderen sogar ein Neuanfang. Während der Dienstzeit entwickelt sich der Dienst für die meisten älteren Freiwilligen zu ei- ner echten Heimat. Sabine S. bringt es auf den Punkt: „Endlich kann ich das tun, was mir Freude macht, endlich kann ich so sein, wie ich bin!“ Der Bundesfreiwilligendienst ist ein Glücksfall, für alle, die offen sind, die suchen – nach Erfahrungen, Chancen, Neuanfängen und nicht zuletzt nach sich selbst. * Name auf Wunsch anonymisiert Rainer Schiller: Geht pragmatisch mit neuen Herausforderungen um.

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