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DRK 2-2008

KreisverbandLöbau 20 In diesem Artikel möchte ich den Le- sern einen Einblick verschaffen, wie ein Tag im Rettungsdienst aussieht. Kurz zu mir: Ich bin 28 Jahre alt, habe einen kleinen Sohn und bin seit mitt- lerweile eineinhalb Jahren als Ret- tungsassistentin beim DRK Löbau tä- tig. In unserem Bereich arbeiten nur 2 Frauen zwischen 18 Männern. Es ist nicht leicht, als Frau in diesem Beruf einen Arbeitsplatz zu bekommen. Das Vorurteil, dass Frauen den körperli- chen Anstrengungen nicht gewachsen sind, spielt eine große Rolle. Natürlich ist die Arbeit schwer, aber auch wir Frauen können zupacken und das haben wir unseren Kollegen bewiesen. Eine ziemliche Umstellung war am An- fang die Arbeit im Schichtsystem. Ich habe mich schnell daran gewöhnt, heute ist es Alltag und mir macht der Beruf nach wie vor Spaß. Der Rettungsdienst ist ein spannen- des Betätigungsfeld. Kein Tag gleicht dem anderen, niemand weiß am Be- ginn eines Arbeitstages, was in den nächsten 12 Stunden passieren wird. Durchschnittlich fährt ein Rettungs- wagen pro Schicht ca. 3 bis 4 Ein- sätze. An manchen Tagen können es auch doppelt so viele sein. Es ist Freitagmorgen – 5 Arbeitstage lie- gen hinter mir. Mir steht ein freies Wo- chenende bevor und ich freue mich, diese Zeit mit meinem Sohn zu verbrin- gen. 6.00 Uhr ist Schichtbeginn. Ich komme 5.30 Uhr auf der Rettungswache an, um die Kollegen pünktlich von der Nacht- schicht abzulösen. Nach dem Umzie- hen erfolgen die Dienstübergabe und die tägliche Kontrollen im Rettungswa- gen. Dabei werden alle medizinischen Geräte auf ihre Funktionsfähigkeit und sämtliche Verbrauchsmaterialien auf Vollständigkeit geprüft. Jeder der Mitarbeiter trägt einen Ruf- meldeempfänger, kurz „Pieper“. Wenn die Leitstelle Alarm ausgelöst, finden wir auf dem Display wichtige Informa- tionen: Name, Adresse des Patienten und die Art des Einsatzes (z. B. Be- wusstseinsstörungen, Kindernotfälle, Verkehrsunfälle, Herz-/Kreislaufbe- schwerden). Dadurch ist schon auf der Hinfahrt eine mentale Vorbereitung auf das Bevorstehende möglich. An diesem Tag geht 6.35 Uhr der Alarm los. In 60 Sekunden müssen wir im Auto sitzen, innerhalb von 10 Minuten am Einsatzort sein. Diesmal geht es nach Neusalza-Spremberg*. Es sind et- was über 8 km. Hoffentlich haben wir eine freie Strecke und rücksichtsvolle Pkw-Fahrer vor uns. Über den Pieper wissen wir, dass es sich um einen Not- fall mit einem Kind handelt. Der Adrenalinspiegel steigt. Kinder- notfälle sind bei uns keine Routineein- sätze; nicht alltäglich – zum Glück! Psychisch und emotional bin ich stär- ker angespannt als sonst. Gerade auch, wenn man eigene Kinder hat, fühlt man sich selbst sehr betroffen. Ich atme einige Male tief durch. 8 Mi- nuten später sind wir da. Wir finden ein 2 Monate altes Baby reglos und blau angelaufen auf dem Sofa. Die Mutter ist völlig aufgelöst, weint vor Angst und bekommt kein verständliches Wort heraus. Der Vater läuft ins Bad und schließt hinter sich ab. Jetzt heißt es, Ruhe bewahren, schnell und richtig zu handeln. Um die Handlung des Vaters zu ver- stehen ist jetzt keine Zeit. Ich nehme das Baby mit in den Rettungswagen und führe ihm mit dem Beatmungs- beutel Sauerstoff über Mund und Nase zu. Die Herzfrequenz ist niedrig, die Sauerstoffsättigung im Blut liegt nur noch bei 50 %. Die Situation scheint kritisch. Der Notarzt ist noch nicht vor Ort. Wir sind auf uns allein gestellt. Mein Kollege übernimmt die Beatmung. Ich erkundige mich über Funk, wann der Notarzt eintrifft. Die Leitstelle kündigt uns den Hubschrau- bernotarzt an. Ein paar Minuten später trifft der Heli- kopter samt Notarzt ein. In der Zwi- schenzeit hat mein Kollege einen Zu- gang in die Vene des Babys gelegt. Durch diesen kann der Notarzt sofort die notwendigen Medikamente sprit- zen. Künstlich beatmet und in einem immer noch kritischen Zustand wird das Baby nach Görlitz in die Kinderkli- nik geflogen. Für uns ist dieser Einsatz beendet. Wir fahren schweigend zurück zur Ret- tungswache. Natürlich werden wir auch dieses Erlebnis besprechen – aber später. Jetzt muss es erst mal je- der für sich verarbeiten. Angekommen auf der Rettungswache füllen wir die gebrauchten Medika- mente und Materialien auf. Mittlerwei- le ist es kurz nach 8.00 Uhr. Gegen 9.00 Uhr der nächste Einsatz in Eibau* – eine ältere Frau mit Bewusst- seinsstörungen. Bei Ankunft finden wir die Patientin bedingt ansprechbar und schweißig vor. Den Notruf hat die Toch- ter ausgelöst. Mein Kollege kontrolliert den Blutdruck und den Puls. Er legt ein EKG an. Ich befrage die Tochter: Wel- che Medikamente nimmt die Patientin? Welche Vorerkrankungen hatte sie? Die Patientin ist insulinpflichtige Diabetike- rin. Alles deutet auf eine Unterzucke- rung hin. Die Blutzuckermessung be- stätigt den Verdacht. Schnell braucht die Patientin Glukose. Über die Vene spritze ich ihr die Glukose, bis sie lang- sam wieder zu Bewusstsein kommt. Gerade trifft der Notarzt ein. Nach kur- zem Lagebericht übernimmt der Arzt die Führung. Die Frau ist wieder klar bei Bewusstsein. Vorsorglich wird sie mit ins Krankenhaus genommen. 10.30Uhr sind wir dann wieder einsatzbereit auf der Rettungswache. Nachmittags fahren wir noch einen Patienten aus dem Krankenhaus Ebersbach in ein Leipziger Klinikum. Diese Fahrt verlief zum Glück ohne Zwischenfälle. Nach 12 Stunden ist der Feierabend und für mich damit ein freies Wochen- ende da. Nur noch die Dienstüberga- be und dann heim zur Familie. Mon- tagabend habe ich Nachtschicht. Ich freue mich darauf. Kristin B. *Angaben red. geändert Ein Tag im Rettungsdienst DRK Kreisverband Löbau e. V. Äußere Zittauer Straße 47a 02708 Löbau Telefon: 03585 85098-0 Telefax: 03585 85098-13 E-Mail: sekretariat@drk-loebau.de Internet: www.drk-loebau.de Telefon: 0358585098-0 Telefax: 0358585098-13

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