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DRK 2-2001

20 drkzeitung drk redaktion „Eigentlich müsste jeder von uns eine Ersthelferausbildung haben, weil wir täg- lich im öffentlichen Interesse mit vielen Menschen zusammenarbeiten“, sagt Mat- thias Grimm-Over. Gleichzeitig weiß der Referent für Jugendarbeit des Kirchen- kreises Torgau-Delitzsch auch um den Realitätsbezug dieses Vorhabens. Genau aus diesem Grund setzt er sich dafür ein, dass mindestens einer seiner ehrenamtli- chen Mitarbeiter regelmäßig an der Erst- helferschulung teilnimmt. Gemeinsam mit Jugendgruppen fährt Grimm-Over auf Freizeiten. Einmal hätten sich drei Kno- chenbrüche auf einmal ereignet. Der Erst- helfer habe in diesem Fall genau gewusst, was zu tun gewesen sei. Der Held der Stunde war in diesem Fall Dieter Kurth. Seit einigen Jahren beglei- tet der Torgauer Grimm-Over und dessen Pfadfinder- und Jugendgruppen auf Frei- zeiten. Aller zwei Jahre frischt er seither sein Wissen als Ersthelfer bei DRK-Kur- sen auf. Zahlreiche Änderungen habe es in dieser Zeit gegeben. „Das regelmäßige Erste-Hilfe-Training ist wichtig“, bestätigt auch DRK-Ausbil- dungsbeauftragter Uwe Richter. Vieles werde im Lauf der Zeit vergessen und bedürfe der Auffrischung. Außerdem ändern sich ständig die medizinischen Erkenntnisse. So habe er zum Beispiel noch vor einigen Jahren gelehrt nach 15 Herzdruck-Massagen zwei Atemspenden zu geben. Seit 2007 ist die Frequenz der Thoraxkompressionen von 15 auf 30 er- weitert worden. Seit 2010 ist zudem die Atemspende nicht mehr zwingend erfor- derlich. Da der Restsauerstoff allerdings nur drei bis vier Minuten im Blut anhält, ist sie durchaus zu empfehlen. Unverändert seien jedoch die Algorith- men der Erste-Hilfe-Basismaßnahmen: Ansprechen, Atmungsprüfung, Notruf ab- setzen, Herzdruckmassagen und Atem- spenden. Kleidung sollte vom Oberkörper entfernt werden. Beim plötzlichen Herzversagen tritt sehr häufig das gefürchtete Herzkammerflim- mern ein. Eine besondere Chance birgt deshalb die Frühdefibrillation. Diese soll- te möglichst schon 90 Sekunden nach Eintreten der Bewusstlosigkeit und des Atemstillstandes geschehen. Mit jeder Mi- nute schwinden 10 Prozent der Wiederbe- lebungschancen. Deshalb werden die Ersthelfer heute über den Umgang mit dem Automatisierten Ex- ternen Defibrillator (AED) informiert. Der AED ersetzt jedoch nicht die Basis- maßnahmen. Als Ergänzung ist er genau wie die Ersthelfer-Ausbildung seit 2010 fester Bestandteil der Ausbildungsricht- linien der Berufsgenossenschaften. „Im Normalfall organisiert der Sinusknoten im Herz die Reizbildung“, erklärt Richter. Beim Herzkammerflimmern gerät die dy- namische Reizbildungs- und Leitungs- funktion außer Kontrolle. Durch eine elek- trische Defibrillation wird das Flimmern ausgeschalten und ermöglicht so besten- falls einen Neustart. Angst oder Scheu vor dem Gerät sei ab- solut unnötig, da das Gerät selbstständig erkennt ob defibrilliert werden darf, gibt dem Ersthelfer genaue Anweisungen und leitet ihn somit durch den Wiederbele- bungsprozess. Trotzdem setzt die Anwendung eine ge- sonderte Einweisung voraus. Die Information über den AED ist auch für Dieter Kurth neu. Er sei noch nicht im Umgang mit dem „Defi“ geschult. Die An- schaffungskosten für das Gerät liegen ca. bei 1.500 Euro. „Eine ganze Menge Geld“, bekennt Matthias Grimm-Over. Die Erst- helfer-Ausbildung komme ihn da wesent- lich günstiger. Diese bezahlt nämlich die Berufsgenossenschaft und sollte deshalb seiner Meinung nach für alle öffentlichen Einrichtungen mit Publikumsverkehr ver- bindlich festgeschrieben werden. Im Ersthelfer-Kurs werden sowohl Enhelfer- als auch Zweihelfermethoden trainiert Foto: Lydia Klöppel REGELMÄSSIGE AUFFRISCHUNG DER ERSTHELFER- AUSBILDUNG KANN LEBEN RETTEN Dreißig zu Zwei

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